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Theorie- und Begriffsentwicklungen

143 Beiträge im Themenfeld

Von Karsten Lichau, Christoph Wulf (2013 / 2012)

Arbeit am Sinn. Anthropologie der Sinne und Kulturelle Bildung

Die „Sinne als anthropologische Grundlage“ Kultureller Bildung zu begreifen, ist alles andere als selbstverständlich, sondern vielmehr selbst Ausdruck einer bestehenden Kultur, ihrer Wissenschaften und Praktiken: Denn lange Zeit galten im europäischen Denken die Sinne des Menschen als widerspenstiger Gegenpart, als das beunruhigende, ja gefährliche Andere von Kultur und Zivilisation. Von der griechischen Antike über Rationalismus und Aufklärung bis in die Spät­-Moderne des 20. Jh.s wiesen die anthropologisch-philosophischen sowie die kunst­- und kulturästheti­schen Disziplinen die Sinne zumeist den niederen menschlichen Vermögen zu oder erblickten in ihnen gar Feinde der Vernunft, die es zu bekämpfen und zu unterdrücken galt.

Von Max Fuchs (2013 / 2012)

Die kulturelle Evolution des Menschen und die Bedeutung der Symbole

Die Rede von einer „kulturellen Evolution“ birgt zahlreiche Fallstricke. Ein erstes Problem ergibt sich bereits aus der Zusammenstellung der beiden Begriffe „Kultur“ und „Evolution“. Denn eine traditionsreiche, nicht nur im marxistischen Denken verankerte Sichtweise unterscheidet in der Anthropogenese zwischen einer Naturgeschichte des Menschen, die den Gesetzen der (biowissenschaftlich) verstandenen Evolution gehorcht (vgl. Scheunpflug 2001, Teil I), und einer Kulturgeschichte des Menschen, bei der der Mensch seine Geschichte selbst macht und aus den Gesetzen der Evolution ausbricht. Kultur wird hier geradezu zu einem Gegensatz zur Evolution.

Von Eckart Liebau (2013 / 2004)

Anthropologische Grundlagen

Allen Konzepten Kultureller Bildung liegen Vorstellungen vom Menschen, also anthropologi­sche Basisannahmen, zugrunde. Dabei hat es die Kulturelle Bildung wie die Pädagogik insge­samt immer mit der Differenz von Sein und Sollen, der Differenz zwischen der Wahrnehmung eines empirisch­-tatsächlichen Zustandes und der Bestimmung von Veränderungszielen (und dem Versuch, diese Ziele zu erreichen) zu tun. Pädagogische Menschenbilder reflektieren genau diese Differenzen. Daher bildet die Auseinandersetzung mit ihnen eine grundlegende Bedingung jeglicher wissenschaftlich aufgeklärter Pädagogik.