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Theorie- und Begriffsentwicklungen

143 Beiträge im Themenfeld

Von Kathrin Herbold, Johannes Kirschenmann (2013 / 2012)

Bild- und Kunstvermittlung

Der Begriff „Bild“ steht im alltäglichen wie fachlichen Verständnis für Vieles: Ein Bild reprä­sentiert eine Situation, ein Erleben der inneren oder äußeren Wirklichkeit. Die Repräsentation kann verschiedene materielle oder virtuelle Formen annehmen. Innere Bilder als mentale Konstrukte des Denkens und Träumens finden ihre Übersetzung in die äußere Wirklichkeit als Gespräch, in Literatur und Kunst auch als schriftliche Texte, als Gemälde, Zeichnungen oder andere visuelle Inszenierungen.

Von Heiner Keupp (2013 / 2012)

Subjektgenese, Enkulturation und Identität

Die Frage der „Subjektgenese“ mit der „Enkulturation“ zu verknüpfen, macht schon deshalb Sinn, weil ein Subjektverständnis ohne die je spezifische Rahmung durch den kulturellen Kon­text gar nicht vorstellbar ist. Der Begriff „Subjekt“ setzt die einzelne Person in eine doppelte Relation zur sozialen Wirklichkeit und sieht diese zum einen als aktive Instanz der Erkenntnis und Praxis, die zielgerichtet auf die natürliche und soziale Umwelt einwirkt.

Von Max Fuchs (2013 / 2012)

Kulturelle Bildung als Menschenrecht?

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) wurde feierlich am 10.12.1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen. Sie gilt als eines der wichtigsten Dokumente des 20. Jh.s. Ihre Grundidee: Alle Menschen sind alleine aufgrund ihres Menschseins mit gleichen Rechten ausgestattet. Diese Rechte gelten überall, sie sind universell, sie sind unveräußerlich und unteilbar. Der Wert dieser Deklaration ist bereits daran zu erkennen, dass sie im Grundsatz (!) von jedem der fast 200 Staaten, die es weltweit gibt, anerkannt wird. Sie ist politisch, rechtlich und philosophisch ausgesprochen anspruchsvoll – und sie hat hierbei Rechtskraft.

Von Andreas Mertin (2013 / 2012)

Religion – Künste – Bildung

Wer sich mit Kultur unter dem Aspekt der Bildung beschäftigt, kommt an den Religionen nicht vorbei. Weniger im Sinne des Bekenntnisses zu einer bestimmten Religion oder gar zur institutionalisierten Religion, als vielmehr im Sinne des religiös inspirierten Gehalts eines Großteils der Kultur von den Anfängen des Cro­-Magnon-­Menschen bis in die Gegenwart des Homo sapiens sapiens.

Von Volker Steenblock (2013 / 2012)

Zur Bedeutung der Kulturwissenschaften für die Kulturelle Bildung

Der Begriff der Kulturellen Bildung wird im Sinne ästhetischer und musischer Bildung ge­braucht, d.h. zur Darstellung der Bedeutung sowie der Aufgaben der Künste und ihrer Vermittlungsstrukturen im Hinblick auf die Persönlichkeitsbildung des Menschen (Fuchs 2008a:13). Er bezieht sich z.B. auf Bildende Kunst, Kreatives Schreiben und Darstellende Künste (Theater, Tanz), wie sie in einer Vielzahl von Initiativen unserer Lebenswelt entwachsen. Der Begriff der Kulturellen Bildung kann in einem zweiten Sinne auch verwendet werden als eine Grund­kategorie zur lebensweltlichen Aufgabenbestimmung der Kulturwissenschaften, verstanden als institutionalisierte Reflexionsformen anthropologisch verankerter kultureller Tätigkeiten des Menschen, wie wissenschaftsfähige Gesellschaften sie sich leisten.

Von Leopold Klepacki, Jörg Zirfas (2013 / 2012)

Die Geschichte der Ästhetischen Bildung

Beabsichtigt man eine historische Rekonstruktion Ästhetischer Bildung, so erscheint es unumgänglich, zunächst einmal einen Begriff dieser Bildungsform zu entwickeln. Dies ist deshalb notwendig, weil es erstens keine allgemeingültige Definition der „Ästhetischen Bildung“ gibt und weil zweitens die Ästhetik im wörtlichen Sinn erst seit den 1750er Jahren – begründet durch Alexander Gottlieb Baumgartens (1714-­1762) Schrift Aesthetica (2 Bde. 1750­-58) – zur Entfaltung kam, ein Nachdenken über Ästhetik jedoch seit der griechischen Antike belegbar ist.

Von Max Fuchs (2013 / 2012)

Kulturbegriffe, Kultur der Moderne, kultureller Wandel

„Das Wort ‚Kultur‘ ist wohl eines der komplexesten in unserer Sprache“ – so beginnt Terry Eagleton (2001:7) seine Einführung in die Kulturtheorie. Was für das Englische gilt, gilt erst recht für die deutsche Sprache: Der Kulturbegriff ist in aller Munde. In den Wissenschaften gibt es fast überall einen „cultural turn“ (Bachmann-­Medick 2006). Die aktuelle Konjunktur des Kulturbegriffs weist darauf hin, dass mit ihm etwas erfasst wird, was bisherige Konzepte und Begriffe offenbar übersehen haben. Seine vielseitige Verwendung in vielfältigen Praxis-­ und Wissenschaftskontexten lässt zudem erwarten, dass man es mit einer Pluralität unterschiedli­cher Definitionen zu tun hat.

Von Benjamin Jörissen (2013 / 2012)

Anthropologien der Medialität

Dass Medien ein eminent anthropologisches Thema darstellen, scheint angesichts der Bedeu­tung von Sprache, Zeichen und Bildern in der menschlichen Evolution und Kulturgeschichte evident. Dennoch existiert keine homogene oder systematische „Anthropologie der Medien“, die uns zuverlässig über die anthropologischen Aspekte „des Medialen“ informieren könnte. Und dies ist kein Zufall: Da es keine allgemeine und allgemein anerkannte „Theorie der Medien“ gibt – und möglicherweise wenig Aussicht auf eine solche besteht – ist der Gegenstandsbereich medien-anthropologischer Beiträge entsprechend weitläufig.

Von Ursula Stenger (2013 / 2012)

Spiel als anthropologische Konstante

Die Begriffsbestimmung des Spiels ist keine leichte Angelegenheit, da der Begriff so vielfältig verwendet wird. Schon Tiere spielen indem sie sich balgen, verschiedenste Verhaltensmuster probeweise in unzähligen Variationen durchspielen und dabei grundlegende Fähigkeiten einüben (vgl. Papousek 2003:17-­28). Wir sprechen von Festspielen, Olympischen Spielen, Liebesspiel und Sprachspiel, Kinderspiel usw. Was ist diesen Spielen gemeinsam? Was macht das Spielerische des Spiels aus? Eine Definition für all diese Phänomene finden zu wollen wäre vermessen. Gegenstand dieses Beitrages ist daher das Spiel als anthropologische Konstante, als Bestimmungsmerkmal des Menschen aus dem Blick historisch sich entfaltender Diskurse. Warum spielen Menschen? Worin besteht jeweils der Sinn des Spiels?

Von Johannes Bilstein (2013 / 2012)

Anthropologie der Künste

Mit „Kunst“ ist heute in der Regel ein Erfahrungs­- und Handlungssystem gemeint, das mit der Schönheit, dem Bereich des Ästhetischen und mit Vorstellungen genialischer Schöpferkraft verbunden ist. Das war nicht immer so (Bilstein 2009a). Begriffsgeschichtlich geht „Kunst“ auf die griechischen „technai“ zurück. Damit sind handwerkliche und intellektuelle Fertigkeiten benannt, die lebensnotwendig sind und deren Begriff – „techné“ – sich immer mehr verallgemeinert. Schließlich gibt es eine Vielzahl von technai, zusammengefasst im Kreis umfassender Bildung (enkyklios paideia), die allgemeine Fähigkeiten benennen, ihren Bezug zu den Notwendigkeiten des Alltagslebens noch behalten haben und deren Verständnis sich mit den zeitgleichen Diskursen über die Schönheit und über die Künstler kaum berührt.