Theater – Auf(s) Spiel setzen
Wiederaufnahme: Fachtexte zum SPIEL neu entdeckt und befragt
Ute Handwerg, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Spiel & Theater und Norma Köhler, Professorin im Profilstudiengang Theater als Soziale Kunst an der FH Dortmund haben das Projekt Theater – Auf(s) Spiel setzen initiiert und verantworten dieses Dossier. Zwölf Autor*innen wurden gewonnen, die Diskursfäden des 1998 von Hans-Wolfgang Nickel und Christian Schneegass herausgegebenen Sammelbandes zur Spieltheorie wieder aufzunehmen. In den vorliegenden Re-Visionen loten sie aus, welche begrifflichen und anwendungsbezogenen Verschiebungen über die Jahrzehnte zu beobachten sind und welche Potenziale und Entfaltungsmöglichkeiten dem Spiel innewohnen.
Felix Büchner, Isabel Dorn, Stefanie Husel, Martina Leeker, Norma Köhler, Frank Oberhäußer, Michael Zimmermann, Dietmar Sachser, Mira Sack, Hanne Seitz, André Studt und Sören Traulsen sind die Expert*innen, die in ihren theaterpädagogischen Reflexionen die Bedeutung des Spiels dezidiert akzentuieren und mit ihren aktuellen Dossierbeiträgen zur Neupositionierung beitragen. Zentraler Ausgangspunkt ihrer Auseinandersetzung mit den früheren spielbezogenen Fachbeiträgen ist die Erfahrung, dass Spiel und Theater eine nachdrückliche Relevanz zuwachsen - besonders in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen und Krisen und damit verbundenem Wandel.
Neu im Dossier seit Februar 2024 der Beitrag von Martina Leeker:
- Performing TikTok. Anleitungen für „versierte Spieler“ im posthumanen Theater digitaler Kulturen // Im Text werden Performances auf der Plattform TikTok als zeitgenössische Form von Theater gelesen, die tradiertes Theater gründlich verändert. Denn in diesem partizipativen Welttheater kommt es zu einem Zusammenspiel von menschlichen und technischen Agierenden; Theater wird derart „posthuman“. Es steht dabei in Frage, ob und wie Methoden der Verfremdung und Ambiguität des Theaterspielens auf der Plattform dabei helfen können, die entstehende „algorithmische Authentizität“ (Wendy Chun) zu unterlaufen, die zur Unterstützung von Empfehlungssystemen und homophilen Netzwerken zu identitären und diskriminierenden Politiken drängt. In diesem Kontext wird mit der Figur des „versierten Spielers“ für eine posthumane Bildung plädiert.