Die Rolle visueller und digitaler Medien in gesellschaftlichen Transformationsprozessen in Mali
Die Rolle von Künstler*innen und Kulturvermittler*innen in gesellschaftlichen Transformationsprozessen in der Region Westafrikas – Beiträge eines Seminars am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim
Abstract
Einen anderen Blick auf die Republik Mali wirft der Artikel und beleuchtet die traditionsreiche und auch international bekannte Kultur- und Musikszene exemplarisch mittels des malischen Kulturschaffenden Issiaka Bâ. Wie können Kultur und Kunst dazu beitragen, Krisen zu überwinden und Transformationsprozesse anzustoßen? Diese Frage wird beispielhaft anhand der Rolle des Kurzfilms und insbesondere des des Kurzfilmwettbewerbes „Réanimons le Mali“ dargelegt.
„Ein stärkeres Mali ist zunächst ein Mali, das für sich selbst spricht.“
Issiaka Bâ
Die Republik Mali blickt auf ein politisch turbulentes Jahrzehnt zurück: Seit 2012 gab es zwei Militärputsche, der Norden des Landes ist durch islamistischen Extremismus und Terror bedroht; dazu kommen eskalierende ethnische Konflikte und eine tiefgreifende Unzufriedenheit vieler Malier*innen mit der Regierung (vgl. Schmauder 2020). In den deutschen Medien taucht das westafrikanische Land, wenn überhaupt, vor allem als Krisenherd auf. Gleichzeitig verfügt Mali über eine traditionsreiche und auch international bekannte Kultur- und Musikszene; die junge urbane Bevölkerung bringt neue subkulturelle Formen vor allem im Bereich des HipHop hervor (vgl. GIZ 2021). In einer Gesellschaft, in der Kultur einen so hohen Stellenwert einnimmt, scheint es sinnvoll, sie auch als mögliche Ressource für den gesellschaftlichen Wandel zu verstehen. Wie können Kultur und Kunst dazu beitragen, Krisen zu überwinden und Transformationsprozesse anzustoßen? Dieser Frage soll im Folgenden mit Blick auf den malischen Kultursektor nachgegangen werden.
Eine Grundlage dafür bildet ein Leitfaden-Interview, das im Januar 2021 mit dem malischen Kulturschaffenden Issiaka Bâ über Sykpe geführt wurde. Bâ, der in Bamako lebt, begann seine Karriere in den 2000er-Jahren als Vertreter eines malischen „conscious rap“ unter dem Künstlernamen Amkoullel (vgl. WOMEX) und ist seitdem an der Schnittstelle von Musik, Medien und Soziokultur aktiv. Er ist unter anderem für zwei malische Fernsehsender als Moderator und Berater tätig, gründete 2016 die Veranstaltungs-App „Yeko“ und rief 2019 den Kurzfilmwettbewerb „Réanimons le Mali“ ins Leben. Seine breitgefächerten und langjährigen Erfahrungen im malischen Kultursektor machen ihn zu einer ausgezeichneten Quelle, um die Rolle von Künstler*innen und Kulturschaffenden in gesellschaftlichen Transformationsprozessen in Mali zu erforschen. Trotzdem handelt es sich hier selbstverständlich um die Analyse einer einzelnen Perspektive, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Der Schwerpunkt des Artikels soll auf Bâs gegenwärtiger Arbeit im Bereich Film und digitaler Online-Medien liegen, speziell dem Kurzfilmwettbewerb „Réanimons le Mali“. Anhand dieses Beispiels soll gezeigt werden, wie künstlerische Ausdrucksformen und besonders visuelle und digitale Medien Menschen dazu ermächtigen können, sich selbst als wirkmächtige Subjekte wahrzunehmen, die ihre Umgebung und ihre Zukunft aktiv gestalten. Nach einer Vorstellung des Wettbewerbs und seiner Ziele wird zunächst die Rolle von Kunst als Selbstausdruck und Selbstermächtigung erörtert, die in Bâs Arbeit eine zentrale Rolle spielt. In einem nächsten Schritt wird die besondere Rolle von Film und digitalen Medien beleuchtet. Schließlich soll gezeigt werden, wie künstlerische Ausdrucksformen in Mali traditionell eine schlichtende Rolle einnehmen, indem sie an geteilte Identitäten und Geschichten erinnern und Konflikte deeskalieren.
Kurzfilmwettbewerb „Réanimons le Mali“
Das Sichtbarmachen eigener Perspektiven auf Mali, „erzählt von den Maliern selbst“ (Bâ 2021), war das wichtigste Ziel des Kurzfilmwettbewerb „Réanimons le Mali“. Im Rahmen des Wettbewerbs entstanden 25 Kurzfilme mit einer Länge von höchstens dreieinhalb Minuten, die auf YouTube veröffentlicht wurden (vgl. RE-ANIMONS LE MALI ! 2019-2020). Das Format des Kurzfilms wählte Bâ gezielt, um eine möglichst große und niedrigschwellige Zugänglichkeit zu schaffen, sowohl für die Filmemacher*innen, als auch für das Publikum. Die kurzen Videos, die jeder mit einem Smartphone aufnehmen kann, ermöglichten mehr Menschen, teilzunehmen: „Ich wollte unbedingt, dass so viele Menschen wie möglich das Wort ergreifen." (Bâ 2021) Gesellschaftliche Konflikte und Probleme sollten in den Filmen nicht ausgeblendet, allerdings auch nicht als unüberbrückbar dargestellt werden, erklärt Bâ: „Ich wollte von einem Mali sprechen, das Krisen überschreitet und darüber, wie wir sie erlebt haben, im Gegensatz zur internationalen Presse.“ (Bâ 2021) Die Filme sollten dazu beitragen, „ein positives Bild der Dinge [zu präsentieren], ein positives Bild von dem, was in Mali auch passiert“ (ebd.). Durch den Prozess der Filmproduktion sollten die Teilnehmenden sich mit ihrer eigenen Gesellschaft auseinandersetzen, zeigen, was „ihr Mali“ ausmacht und so gleichzeitig einem breiteren Publikum Bilder von Mali zugänglich machen, die einen Gegenpol zu internationalen Mediennarrativen bieten.
Kunst als Mittel des Selbstausdrucks
Wenn es um die Ziele seiner kulturellen Projekte geht, spricht Bâ immer wieder davon, wie wichtig es für Malier*innen sei, durch künstlerische und mediale Ausdrucksformen „das Wort zu ergreifen“ („prendre la parole“) (Bâ 2021). Das Potenzial der Kunst als Mittel des Selbstausdrucks ist für ihn von grundlegender Bedeutung. „Ein stärkeres Mali“ sei „ein Mali, das für sich selbst spricht“ (ebd.). Dominante mediale Narrative verbreiten ein verzerrtes und negatives Bild Malis und des afrikanischen Kontinents im Allgemeinen: „Die internationale Presse [erzählt], was sie [will] – viel Unsinn, viele Lügen. [...] Es wird so getan, als ob Afrika dem Untergang geweiht sei und dass wir da nie herauskommen werden und dass in Afrika nur negative Dinge passieren.“ (ebd.) Diese „single story“ (Ngozi Adichie 2009) eines passiven und „dem Untergang geweihten“ Afrikas beeinflusse nicht nur, wie andere über Mali denken, sondern schränke auch die eigene Selbstwahrnehmung ein: „Irgendwann setzt es sich im Kopf fest“ (Bâ 2021). Dabei sei gerade das Selbstbewusstsein der Menschen, die Zukunft aktiv gestalten zu können, entscheidend für das Überwinden gesellschaftlicher Herausforderungen.
Mit eigenen Ausdrucksmitteln „das Wort zu ergreifen“ und die eigene Lebensrealität und Perspektiven zum Ausdruck zu bringen, kann als Akt der Selbstermächtigung oder „Heilung“ (Sarr 2019) verstanden werden. Felwine Sarr formuliert es in Bezug auf zeitgenössische afrikanische Musik wie folgt: „Es geht darum, mit Bezeichnungen zu brechen, die einen behindern, begrenzen, reduktiv sind [...] Es geht vor allem darum, nicht mehr als Opfer aufzutreten, sondern als Subjekt der eigenen Geschichte“ (Sarr 2019). Auch Bâ sieht Kunst als prädestiniert dafür, die Wahrnehmung und die Denkhorizonte der Menschen zu öffnen, positive Gegennarrative zu entwerfen und so Passivität zu überwinden: Es gehe darum, „die Leute dazu zu bringen, über sich selbst hinauszuwachsen und sich die wirklichen Fragen zu stellen, wo etwas nicht funktioniert, was zu tun ist, vielleicht nach Lösungen zu suchen, [... um] ihnen klar zu machen, dass sie aus der Sache herauskommen können“ (Bâ 2021). Indem sie zu einem Selbstbewusstsein außerhalb von Fremdbestimmungen beitragen und bewusst machen, dass Umstände veränderbar sind, können künstlerische Ausdrucksformen gesellschaftliche Transformationsprozesse anstoßen.
Rolle von Film und Medien
Wo Sarr sich wie viele postkoloniale Theoretiker vor allem auf die subversiven Möglichkeiten von Sprache bezieht, sieht Bâ allerdings ein noch stärkeres Potenzial in visuellen Medien. Film und Video besäßen eine besonders starke Sogkraft; sie seien leicht zugänglich und sprächen Rezipient*innen auf unterschiedlichen Ebenen an: „Es gibt den Text, es gibt das Visuelle, es gibt Bewegung, also gibt es viel mehr Möglichkeiten zu kommunizieren“ (Bâ 2021). Dazu komme, dass die medialen Narrative und Fremdwahrnehmungen Malis und Afrikas bereits stark über stereotype Bilder funktionierten, die durch Sprache allein nur schwer zu kontern seien. Selbst in der Sprache des Visuellen zu arbeiten ermögliche, diesen Bildern direkt zu begegnen und ihnen eigene Bilder entgegen zu setzen (vgl. Bâ 2021). Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der Kurzfilm „Le Rappel“ von Djeneba Siby (vgl. Siby 2019), der beim Wettbewerb „Réanimons le Mali“ den dritten Platz belegte: Zu Beginn des Films sieht man einen Fernseher, der in einer Graslandschaft steht und auf dem Nachrichtenbilder laufen. Sie zeigen bewaffnete Soldaten, berichten von Konflikten und Krisen. Plötzlich explodiert der Fernseher. Eine junge Frau tritt ins Bild und spricht selbstbewusst in die Kamera: „Le Mali, ce n’est pas que ça“ („Mali ist nicht nur das“) (Siby 2019). Während der Film Aufnahmen „ihres Malis“ zeigt, spricht sie über Werte des Zusammenhalts und der Resilienz, die für sie die malische Gemeinschaft ausmachen. Der Film zeigt beispielhaft, wie visuelle Medien als Mittel des Selbstausdrucks fungieren und zur selbstbewussten Äußerung malischer Identität beitragen können.
Das Internet und die digitalen Medien bergen dabei das Potenzial, die mächtigen „Repräsentationsregime“ (Hall 1997:232) der globalen Medien aufzubrechen, die konditionieren, wie über Afrika gesprochen und gedacht wird. Vor allem Gruppen und Perspektiven, die traditionell aus Mediennarrativen ausgeschlossen wurden, finden im Internet eine Plattform, um für sich selbst zu sprechen und andere, vielfältigere Geschichten zu erzählen (vgl. Orgad 2012). Ziel von „Réanimons le Mali“ war es deshalb auch, durch das kurze und „YouTube-taugliche“ Format gezielt die Dynamiken und die Aufmerksamkeitsökonomie des Internets für sich zu nutzen. Bâ äußert sich trotzdem ambivalent, was das demokratisierende Potenzial des Internets angeht: „Wir sind vor dem Internet nicht gleich und trotzdem erlaubt es uns, unsere Botschaften, unsere Inhalte zu verbreiten, uns zu äußern.“ Obwohl das Internet malischen Künstler*innen, vor allem der jüngeren Generation, eine Plattform biete, ihre Arbeit abseits von staatlichem oder medialem „gatekeeping“ zu verbreiten, könne man globale Machtverhältnisse im digitalen Raum nicht ausblenden. Bâ nennt zum Beispiel die Kosten eines Internetzugangs in Mali, die das Vielfache eines Zugangs in Europa oder den USA betragen und für viele Bürger*innen nur schwer erschwinglich seien.
Kunst als Konfliktlöser
An dieser Stelle lohnt sich noch einmal ein Blick auf den Film „Le Rappel“: Bereits der Titel des Films „Die Erinnerung“ verweist auf eine Kulturtechnik, die Hall als „imaginative rediscovery“ (Hall 1989:79) bezeichnet – ein Wiederentdecken und eine Rückbesinnung auf geteilte Identitäten und kulturelles Erbe, das verdrängt oder verloren wurde, durch künstlerische oder kreative Prozesse. Kunst habe in Mali und anderen westafrikanischen Kulturen noch stärker als anderswo eine soziale Funktion als Gedächtnis und Gewissen einer Gemeinschaft. „Traditionell hat jeder künstlerische Ausdruck einen erzieherischen Anspruch, kulturelles Erbe, Identität und Geschichte weiterzugeben [...] Es ist ein pädagogisches Werkzeug“ (Bâ 2021). Den djéli – Mitgliedern einer in vielen westafrikanischen Gesellschaften historisch verankerten Kaste, die bis heute als Geschichtenerzähler, Dichter, Musiker und Historiker fungieren – kam traditionell eine vermittlende Rolle zu. „Ein djéli ist eine lebendige Bibliothek, die das Gedächtnis einer Gemeinschaft und der Garant für unsere Traditionen und Werte darstellt. Und der djéli ist in allen Volksgruppen in Mali dazu da, zu beraten, die Menschen zu begleiten und, wenn sie falsch liegen, zu mäßigen, Frieden zwischen den Menschen zu bringen. Und das wird von allen akzeptiert und respektiert. Kulturell wissen wir also, dass Kunst auch dazu da ist, zu bilden, zu beschwichtigen und Menschen zusammenzubringen“ (Bâ 2021).
Als Beispiel nennt Bâ den aktuellen Konflikt zwischen den Ethnien Peul und Dogon, den auch mehr als zwei Drittel der „Réanimons le Mali“-Filme thematisierten. Bâ zufolge handele es sich dabei um einen „Pseudo-Konflikt“, der durch außenstehende Gruppen geschürt wurde. Er gehe weniger auf inhärente Feindseligkeiten zwischen den Gruppen zurück, sondern auf Narrative, die vereinzelte Auseinandersetzungen zwischen Individuen zu einem ethnischen Konflikt aufgebauscht hätten, der jetzt auf dem Weg sei, sich tatsächlich zu verselbstständigen (vgl. Bâ 2021). Die Rolle der Künstler*innen bestehe in diesem Fall darin zu intervenieren, wie Siby es in ihrem Kurzfilm tut, an geteilte Geschichte und Gemeinsamkeiten zu erinnern und an Traditionen wie das friedliche Zusammenleben der Ethnien. Kunst erlaube den Menschen, „sich zu hinterfragen“ (Bâ 2021) und Lösungen für gesellschaftliche Konflikte zu finden, anstelle sie eskalieren zu lassen.
Das Rückbesinnen auf Traditionen und geteilte Identitäten bedeutet für Bâ jedoch ausdrücklich nicht, in Nostalgie zu verfallen oder sich neuen Einflüssen zu verschließen: Durch künstlerische Prozesse werden auch Identitäten neu konstruiert und verhandelt (vgl. Hall 1989). So beschäftigt sich Bâs Arbeit immer wieder damit, wie eine malische Kultur und Identität in einer globalisierten und vernetzten Welt aussehen kann, ohne einerseits nur bestehende kulturelle Formen zu importieren und zu kopieren und ohne sich anderseits gegen neue Entwicklungen und Techniken abzuschotten. Die Verbindung zwischen traditionellen Erzählformen und digitalen Medien, zwischen globaler Populärkultur und einer spezifisch malischen Perspektive kommt in Bâs Arbeit immer wieder zum Vorschein: Gerade produziert er eine Webserie, die er als „Mischung aus Dragon Ball Z und Tradition, afrikanischer Magie und Erzählungen, Legenden“ beschreibt. Es gehe darum, Traditionen für die Malier*innen von heute relevant zu machen und sie als Ressource zu sehen, um die Gegenwart und die Zukunft zu gestalten.
Fazit
Um gesellschaftliche Probleme zu lösen und Krisen zu überwinden braucht es zunächst das Bewusstsein, die Zukunft aktiv gestalten zu können. Eine zentrale Rolle von Kunst und Kultur besteht also darin, positive Zukunftsvisionen zu entwerfen und Menschen zu ermächtigen, sich als „Subjekte ihrer eigenen Geschichte“ (vgl. Sarr 2019) wahrzunehmen – entgegen dominanter Mediennarrative, die Mali und Afrika als passiv und hoffnungslos darstellen. Am Beispiel des Kurzfilmwettbewerbs „Réanimons le Mali“ wurde gezeigt, wie insbesondere visuelle Medien und das Internet für Malier*innen neue Möglichkeiten bieten, das Wort zu ergreifen und sich selbstbestimmt auszudrücken. Indem sie sich einerseits auf Traditionen und kulturelles Erbe beziehen, und diese andererseits in der vernetzten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts neu verorten, können Kunst und Kultur Denkprozesse anstoßen, neue Identitäten und Möglichkeiten des (globalen) Zusammenlebens ausloten. Kulturarbeit kann also zu aktiver Bürgerschaft beitragen und in Transformationsprozessen als eine Art Wegweiser und kritischer Begleiter fungieren.
Das konfliktschlichtende Potenzial von Kunst und Kultur haben auch Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit zunehmend für sich entdeckt: So wurde der Wettbewerb „Réanimons le Mali“ durch das Projekt „Donko ni Maaya“ der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) gefördert, das durch eine gezielte Unterstützung des malischen Kultursektors zu einer „Stärkung der sozialen Kohäsion“ (vgl. GIZ 2021) beitragen soll. Es sollte allerdings vermieden werden, Kunst und Kultur in entwicklungspolitischen Prozessen bloß zu instrumentalisieren. Die Zusammenhänge zwischen künstlerischem Ausdruck, Identität und gesellschaftlicher Veränderung sind komplex. Die Selbstermächtigung, die künstlerische Prozesse hervorbringen, ist oft auch ein direktes Auflehnen gegen globale Machtverhältnisse, die internationale Organisationen wiederum selbst reproduzieren können: Die malische Kulturszene ist extrem abhängig von internationalen, oft europäischen Organisationen, die einerseits viele Kulturprojekte durch ihre Finanzierung erst ermöglichen, aber durch die Ausrichtung ihrer Förderlinien selbstverständlich auch eigene, außenpolitische Ziele verfolgen und so zum Teil als Agenten neokolonialer Abhängigkeitsstrukturen wahrgenommen werden (Bâ 2021). Eine der wichtigsten Rollen der Kunst und Kultur in Transformationsprozessen besteht jedoch darin, kontinuierlich Gegebenheiten in Frage zu stellen und Alternativen aufzuzeigen: Deshalb ist es besonders wichtig, dass Kunst und Kultur ihre Unabhängigkeit behalten.